Wider die gewerkschaftsfeindliche Hetze der Mainstreammedien beim Streik der Lokführer

Fragen zum Streik der Lokführer

Der Streik der Lokführer trifft Pendler, den innerstädtischen S-Bahnverkehr und Bahnreisende hart. Alle Räder stehen still, wenn ihr starker Arm es will. Ein gefundenes Fressen für die Mainstreammedien, die als Diener der Herrschenden die Gelegenheit nutzen, das Streikrecht in Frage zu stellen.
Die offensichtlichen Fragen werden nicht gestellt. Das wollen wir hier nachholen:

Was waren die Gründe, warum die Bahnangestellten einmal Beamte waren (die nicht Streiken durften) und warum ist man davon wieder abgekommen?
Antwort: die Bahn sollte privatisiert und an die Börse gebracht werden. Aber, wozu sollte der Börsengang nochmal gut sein?
Wie viel verdient ein Lokführer?
Antwort: maximal 3.100€ Brutto ~ 1.750€ Netto.
Wie viel verdient ein Lokführer in den Nachbarstaaten Schweiz, Frankreich, Dänemark und Niederlande?
Antwort: etwa das Doppelte.
Was hat die Bahn in den Verhandlungen angeboten?
Antwort: 5% verteilt auf 2,5 Jahre aber nur für die Lokführer, nicht für das Begleitpersonal. Das entspräche dann ca. 2% p.a. mit einer untypisch langen Bindung.
Wie hoch sind die bereits festgelegten Fahrpreiserhöhungen der Bahn?
Antwort: 2,9% in der 1. Klasse im Fernverkehr.
In der 2. Klasse erstmals seit Jahren keine Erhöhung aufgrund der Konkurrenz durch die Fernbusse.
1,9% im Regionalverkehr. (Im letzten Jahr wurden die Preise im Regionalverkehr um 2,9% angehoben)

Warum steigen die Fahrpreise der Bahn?
Antwort: Jedenfalls nicht wegen der steigenden Löhne. Sonst würde die Bahn ja das Ergebnis der Tarifverhandlungen abwarten, bevor sie ihre Fahrpreiserhöhungen bekannt gibt.
Die Bahn begründet das meistens mit steigenden Energiepreisen, welche aber an den Strombörsen so niedrig wie seit langem nicht mehr sind.

Wo geht das Geld aus den Fahrpreiserhöhungen hin?
Antwort: Zur Auswahl stehen Gewinnausschüttungen an den einzigen Aktionär – den Bund -, Grossprojekte wie Stuttgart 21, Aufkäufe ausländischer Logistikunternehmen, Ausgleich von Verlusten ausländischer Tochterunternehmen, ...
Mit wem muss die Bahn über ihre Tariferhöhungen (Fahrpreiserhöhungen) verhandeln?
Antwort: Als Quasimonopolist, kann die Bahn die Preise diktieren. Genau deswegen war das ganze Privatisierungsvorhaben ja auch so dumm.
Worum geht es noch?
Antwort: Die GDL will Tarifverträge für das gesamte Zugpersonal abschliessen können, aber die Bahn will lieber mit der anderen Gewerkschaft - EVG – verhandeln.
Lokomotivführer war doch mal ein Traumberuf – ist das nicht Lohn genug?
Antwort: Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung und Überstunden nach der Schrumpfkur von einst 400.000 Bahnangestellten auf nur noch 230.000, herrscht beim gesamten Bahpersonal (incl. Reparatur, Stellwerken, Gleisbau, ...) chronische Personalnot
Und warum erfahren wir von der GDL selbst nichts über die Hintergründe?
Antwort: Ja, warum eigentlich nicht?
Ist die Bahn eigentlich von den Streiks selbst finanziell betroffen oder trifft es nur die Fahrgäste hart?
Antwort: Wir vermuten mal, dass es der Bahn nicht so weh tut, wie den verprellten Fahrgästen. Das ist allerdings auch nur gerecht, denn die Fahrgäste haben ja zu einem grossen Teil diejenigen Parteien mit gewählt, die die Bahn unbedingt privatisieren wollten. Wir können nur hoffen, dass bei nachfolgenden Streiks nur der Güterverkehr betroffen sein wird. Das würde auch den Mainstreammedien den Wind aus den Segeln nehmen.
Und Ich? Kann ich nicht auch einfach streiken um mehr Geld zu bekommen?
Antwort: Natürlich, mit einer starken Gewerkschaft im Rücken geht das!
Und wenn das alle täten?
Antwort: Dann ginge es uns allen besser. Na ja, mit Ausnahme der großen Konzerne und deren Aktionären vielleicht.